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Losgröße 1: Revolution in Einzelfertigungsbetrieben

Nachmittags 15 Uhr in einem mittelständischen Einzelfertigungsbetrieb irgendwo in Deutschland: Die CNC-Fräsen laufen auf Hochtouren, um eine Großserie mit 100.000 Präzisionsteilen pünktlich fertigzustellen. 
Doch dann meldet sich ein guter Kunde mit einem eiligen Sonderauftrag. 
Er benötigt ein spezielles Zahnrad, und zwar möglichst schnell– und günstig.

Unmöglich? Nicht in der Einzelfertigung von morgen. Im Zeitalter von Industrie 4.0 wird ein Rohling mit einem Mikroprozessor ausgestattet, auf einem Fahrroboter montiert und losgeschickt.
Der Trick: Der Chip enthält die vom Kunden zur Verfügung gestellte Konstruktionsdatei sowie alle relevanten Produktions- und Maschinendaten. Vernetzt mit dem Maschinenpark arbeitet das „intelligente“ Werkstück nun selbständig alle Arbeitsschritte bis zum fertigen Zahnrad ab. Dazu sucht er sich jeweils passende freie Maschinen oder er kombiniert Leerlaufzeiten, ohne die parallel laufende Produktion des Großauftrags zu unterbrechen. So ist nicht nur eine kurzfristige Lieferzusage möglich, sondern auch der Preis des Unikats unterscheidet sich kaum von dem einer Serienfertigung.
Noch am selben Nachmittag ist das Zahnrad per Eilkurier unterwegs zum Kunden

Science Fiction? Nein. Auch wenn im deutschen Mittelstand die volle Integration von Industrie 4.0 noch Zukunftsmusik ist, so ist Digitalisierung doch weit mehr als nur eine Vision. Insbesondere für die Einzelfertigung bieten Trends wie Internet of Things (IoT) großes Potenzial – in der Automobilindustrie ist der Einsatz intelligenter und selbststeuernder Produktionsanlagen längst Realität.
Um hier im internationalen Vergleich nicht abgehängt zu werden, müssen mittelständische Unternehmen aufholen – so das Ergebnis einer BMWi-Studie
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Industrie 4.0 ist eine wichtige, aber nicht die einzige Herausforderung für Betriebe, die auf Einzelfertigung spezialisiert sind.

Kein Prozess von der Stange 

Ob kleines Zahnrad oder komplexer Anlagenbau, ob Prototyp, Kleinserie oder Variante: Einzelfertigung tickt anders. Den „typischen“ Arbeitsalltag gibt es nicht, denn kein Auftrag ist wie der andere und Änderungswünsche der Kunden während der laufenden Produktion sind an der Tagesordnung. Produkte und Prozesse werden immer wieder neu durchdacht, kalkuliert und konstruiert, Maschinen müssen umgerüstet und Arbeitskräfte neu eingewiesen werden. 

Individualisierte Kleinst- und Kleinmengen bedeuten für den Hersteller deshalb erschwerte Planungsbedingungen und störanfälligere Abläufe aufgrund fehlender Erfahrungswerte – gleichzeitig steigen die Erwartungen der Kunden an Flexibilität, Geschwindigkeit, Qualität und After-Sales-Service.

Hinzu kommt ein hoher Preisdruck in Folge der Globalisierung, was immer häufiger zur Auslagerung von Teilprozessen an andere Standorte, Subunternehmer oder Kooperationspartner führt. 

Was ein ERP-System können sollte

Eine Grundvoraussetzung für die Fertigungsoptimierung ist die intelligente Verzahnung von Kalkulation, Angebot, Konstruktion, Materialwirtschaft und Produktion – jeder Bereich eine Herausforderung für sich, doch erst ein „dynamikresistentes“ Zusammenspiel der vielen kleinen Bausteine macht die Einzelfertigung schneller und günstiger. Entsprechend detailverliebt sollte ERP Software für die Einzelfertigung sein:

  • Angebotskalkulation präzisieren auf Basis umfassender Produktionsberichte und Simulationen
  • Qualitätsmanagement optimieren durch lückenlose Materialrückverfolgung und integriertes Service-Management (Garantien, Ersatzteile, Reparaturen …)
  • Lieferantennetzwerke verwalten durch umfassende Preislisten, effiziente Wareneingangsprüfung, Reklamationsmanagement und Lieferanten-Audits
  • Prozess-Steuerung optimieren durch Variantenmanagement, mitwachsende Stücklisten und Kapazitätsplanung auf Basis von Echtzeitinformationen – auch über mehrere Standorte
  • Kosten kontrollieren durch laufenden Soll-/Ist-Abgleich und Infosysteme 

Losgröße 1, quo vadis?

Im Zuge der wachsenden Nachfrage nach maßgeschneiderten Produkten in kleinen Losgrößen kehrt die Fertigung zu ihren Wurzeln zurück, als in Manufakturen individuell nach Kundenwunsch produziert wurde. Mit dem großen Vorteil, dass die moderne Einzelproduktion im Zusammenspiel von Industrie 4.0 und modernen ERP-Systemen wesentlich effizienter und rentabler arbeitet.

Schon in wenigen Jahren wird es für den Auftraggeber des Spezial-Zahnrads völlig selbstverständlich sein, den Produktionsstand in Echtzeit online zu verfolgen, vom Rohling bis zum Eintreffen des Eilkuriers. Das intelligente Zahnrad wird mit dem Lager kommunizieren und den Materialverbrauch melden, so dass automatisch ein Abgleich mit den Stücklisten anstehender Projekte erfolgt und bei Bedarf Nachschub geordert wird.
Sollte ein Bearbeitungsschritt zusätzliches Personal erfordern, stimmen sich die Mitarbeiter selbstorganisiert über eine Schichtplan-App ab, mit welchem Personaleinsatz das Produktionsziel termingerecht erreicht wird.

Was heute vielleicht noch visionär oder experimentell anmutet, ist auf dem besten Weg vom Pilotprojekt zum Standard – zahlreiche IoT-Technologien sind bereits marktfähig und in Großkonzernen erfolgreich im Einsatz. Diese Entwicklung wird sich auch im Enterprise Resource Planning widerspiegeln:
Moderne ERP Systeme werden ihren Funktionsumfang konsequent an den Anforderungen für „Smart Factory“ ausrichten, unter anderem mit einer noch intensiveren Vernetzung der Prozesse bis hin zur Maschinenebene.

Sie sind auf der Suche nach einer einzigartigen ERP Software für die „Losgröße 1+“? Abas ERP hat sich bereits in vielen Betrieben der Einzelfertigung bewährt – entsprechende ERP Referenzen finden Sie hier.

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