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Elektroindustrie Serie #2: Die Top 5 Trends – und was sie für die Elektronikbranche bedeuten

„Wandel bietet immer Chancen, weil sich neue Märkte auftun und neue Geschäfte entwickeln. Aber natürlich auch ein Risiko – wer nicht mitgeht, kann den Anschluss verlieren“, fasste ZVEI-Präsident Michael Ziesemer bereits 2014 den Einfluss der Digitalisierung auf die Elektroindustrie zusammen. Heute, rund drei Jahre später, ist die Elektronikbranche gut aufgestellt für die digitale Transformation und gilt als Innovationstreiber und Impulsgeber für viele andere Branchen.

Doch ein hervorragender Status Quo reicht nicht aus: Die Führungsposition muss mit steigendem Wettbewerbsdruck und bei rasanten Technologiesprüngen laufend behauptet werden. Aber wie entwickelt sich der Elektronik-Markt und wo liegen die Geschäftsfelder der Zukunft? Welche Chancen und Herausforderungen warten auf Hersteller und Zulieferer? In Teil 2 unserer Elektronikindustrie-Serie greifen wir die fünf wichtigsten Trends auf.

 

Trend 1: Kürzere Innovationszyklen

Heute noch State of the Art, morgen bereits ein alter Schuh: Egal ob Industrielösungen oder Consumer Electronics, der technologische Wandel dreht auch das Rad in der Elektronikindustrie immer schneller. Bereits heute macht die Branche fast 40 Prozent ihres Umsatzes mit Produkt- oder Sortimentsneuheiten – Tendenz steigend. Erschwerend kommt hinzu, dass selbst hochinnovative Features mittlerweile so schnell kopiert werden, dass sie sich nicht dauerhaft als USP eignen.

Chancen & Risiken
Weder ein besonders breites noch ein hochspezialisiertes Produktportfolio wird in Zukunft ausreichen, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Die Nase vorn haben Unternehmen, die Technologiesprünge zeitnah (und kosteneffizient) in marktreife Innovationen umsetzen. Nur wer dynamisch Entwicklungskompetenzen aufbaut, in Forschung investiert und seine Produktionsprozesse fit macht für kurze Produktzyklen und kleinere Losgrößen, bleibt konkurrenzfähig.

Trend 2: Automobilelektronik 

 Die Elektronikindustrie nimmt einen immer größeren Teil in der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie ein. Ob Elektroantrieb, autonomes Fahren oder Konnektivität: Der technologische Fortschritt im Automotive-Bereich ist längst abhängig von den Lösungen der Elektronikbranche.

Trends Automobilelektronik

 

Chancen & Risiken
Für Elektronik-Hersteller, die sich als Automobil-Zulieferer etablieren, bieten sich hervorragende Wachstumschancen. Voraussetzung ist allerdings die hundertprozentige Anpassung an die Anforderungen der Automotive-Branche hinsichtlich Kosteneffizienz, Liefertreue, logistischen Sonderprozessen und elektronischen Datenaustausch-Standards. Die internationale und exportorientierte Struktur der Automobilindustrie erhöht für Zulieferer außerdem die Abhängigkeit von Freihandelsabkommen.

Trend 3: Energiewende

Smart Grid, Smart Home, Smart Factory: Die Energiewende gilt als eines der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Wirtschaft – und die Elektronikindustrie liefert als Innovationsmotor die nötigen Technologien und Komponenten. Allein in der deutschen Industrie können durch Automation nach ZVEI-Berechnungen 10 bis 25 Prozent Energie – und damit bis zu 7 Milliarden Euro Energiekosten jährlich – einspart werden. 

Chancen & Risiken 
Ob Energiesparlampen oder energieeffiziente Hausgeräte, intelligente Energienetze oder erneuerbare Energien, Gebäudeautomation oder Prozessautomatisierung in der Industrie: In der Energiewende liegt großes Potenzial für Anbieter innovativer Produkte und Lösungen. Vorteil für deutsche Unternehmen: Noch ist die Technologielücke in den nötigen Spitzentechnologien wie der Halbleiterindustrie groß und „Made in Germany“ nach wie vor ein Wettbewerbsvorteil. Doch die asiatischen Länder holen auf und insbesondere Hightech-Unternehmen aus China drängen auf den Markt. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, müssen deutsche Unternehmen Innovationen noch stärker (und vor allem schneller) als bisher vermarkten.

Trend 4: Industrie 4.0

Das Thema Industrie 4.0 ist für die Elektronikindustrie nicht neu – ganz im Gegenteil gilt die Branche als Vorreiter der digitalisierten Produktion. Doch der Wandel zur echten „Smart Factory“ ist längst nicht abgeschlossen: Nach aktuellem Verständnis geht Industrie 4.0 weit über die Automatisierung der einzelnen Fertigungsanlage hinaus. Künftig liegt der Fokus auf der intelligenten Vernetzung mit Lieferanten, Kunden und Partnern, und auch der Einsatz innovativer Produktionsmethoden gewinnt an Bedeutung.

Chancen & Risiken
Elektronikhersteller müssen Industrie 4.0 nicht nur selbst umsetzen, sondern auch für andere produzierende Branchen die nötigen Lösungen für eine erfolgreiche digitale Transformation bereitstellen – ein Mammutprojekt von entscheidender Bedeutung für den Erfolg unserer Wirtschaft. Vielversprechende Geschäftsfelder eröffnen sich Elektronikanbietern unter anderem in den Trendthemen Big Data und Cybersicherheit, aber auch neue Fertigungstechnologien wie der 3D-Druck oder organische Elektronik. Doch der Konkurrenzdruck insbesondere durch hochinnovative und risikofreudige Start-ups wächst – nur wer in Forschung und Entwicklung investiert, bleibt im Rennen. 

Trend 5: Gesetzliche Reglementierungen

REACH, RoHS, WEEE, ESD: Ob Umweltschutz, Ressourcenknappheit oder Sicherheit – bei der Herstellung neuer Erzeugnisse müssen auch in der Elektronikbranche immer mehr und immer härtere Anforderungen erfüllt werden. Stoffverbote, Recycling-Vorschriften, Verordnungen zum Energieverbrauch oder Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz sind nur einige wenige davon.

Chancen & Risiken
Mit der Globalisierung steigt auch die Zahl der nationalen und internationalen Gesetze und der damit verbundene Zeit- und Kostenaufwand – insbesondere für kleine Unternehmen und KMUs eine große Herausforderung. Wer teure Verstöße vermeiden will, ist auf transparente Lieferketten und eine zuverlässige Chargenrückverfolgung und Seriennummernverwaltung angewiesen. 

Fazit: Die Elektroindustrie muss auf Draht sein 

Zwar bieten viele Zukunftsthemen der Elektroindustrie ausgezeichnete Wachstumschancen, doch gleichzeitig steigt der Druck durch rasante Technologiesprünge, internationale Wettbewerber, kürzere Innovationszyklen, gesetzliche Vorschriften und politische Unsicherheiten. 
Wie moderne ERP Systeme Elektronikhersteller dabei unterstützen können, langfristig erfolgreich zu bleiben, beleuchten wir in Teil 3 unserer Serie näher. 
In Teil 1 unserer Serie haben wir den Status Quo, die Herausforderungen und Chancen der Elektroindustrie näher unter die Lupe genommen.

 

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