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ERP-Auswahl Leitfaden: So finden Sie das richtige ERP-System

Fünf Kriterien: Wie wähle ich das richtige ERP System?

Einleitung

Die ERP-Auswahl ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen für Unternehmen. Sie haben sich entschieden, ein neues ERP-System in Ihrem Unternehmen einzuführen und stehen nun vor der Herausforderung, aus hunderten von verfügbaren Lösungen das passende System auszuwählen. Diese Entscheidung wird Ihr Unternehmen für die nächsten 6-10 Jahre prägen.

Ein durchdachter ERP-Auswahl Prozess ist entscheidend, denn laut aktuellen Studien scheitern immer noch 60% aller ERP-Projekte oder überschreiten ihr Budget deutlich. Dieser umfassende ERP-Auswahl Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie systematisch vorgehen und die richtige Entscheidung treffen.

Warum ist die ERP-Auswahl so kritisch?

ERP als zentrales Nervensystem des Unternehmens

Enterprise Resource Planning (ERP) Software fungiert als zentrales Nervensystem Ihres Unternehmens und gewährleistet Effizienz, Transparenz und Konsistenz von Daten sowie Abläufen. Von der Auftragsabwicklung über die Fertigungssteuerung, Materialwirtschaft und Projektmanagement bis hin zur Finanzbuchhaltung – ein integriertes ERP-System deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab.

Langfristige Bindung und Investition

"Drum prüfe, wer sich ewig bindet" – dieses abgewandelte Schiller-Zitat trifft auf die ERP-Auswahl besonders zu. Unternehmen binden sich durchschnittlich 6-10 Jahre an eine ERP-Lösung, bei einer Gesamtinvestition von oft mehreren hunderttausend Euro.

Die Kosten einer Fehlentscheidung sind dramatisch:

  • Implementierungskosten: 150.000 - 2.000.000 Euro
  • Betriebskosten über 10 Jahre: 50.000 - 500.000 Euro jährlich
  • Kosten einer gescheiterten Implementierung: 200% der ursprünglichen Investition

Der strukturierte ERP-Auswahl Prozess: 7 Phasen

Phase 1: Projektvorbereitung und Zielfestlegung

Erfolgskritische Schritte:

  • Bildung eines interdisziplinären ERP-Auswahl Teams
  • Definition klarer Geschäftsziele und KPIs
  • Festlegung des Budgetrahmens und Zeitplans
  • Stakeholder-Analyse und Change Management Vorbereitung

Typische Fehler vermeiden:

  • Zu kleine Projektteams ohne Fachbereichsvertretung
  • Unrealistische Zeitpläne (weniger als 6 Monate)
  • Fehlende Berücksichtigung von Widerständen

Phase 2: Ist-Analyse und Anforderungserfassung

Prozessanalyse:

  • Dokumentation aller Geschäftsprozesse
  • Identifikation von Optimierungspotenzialen
  • Analyse der bestehenden IT-Landschaft
  • Bewertung der aktuellen Systemlandschaft

Anforderungskatalog erstellen:

  • Funktionale Anforderungen (Muss/Soll/Kann)
  • Nicht-funktionale Anforderungen
  • Branchenspezifische Anforderungen
  • Technische Anforderungen

Phase 3: Marktanalyse und Longlist

Marktüberblick verschaffen:

  • Recherche passender ERP-Anbieter
  • Analyse von Marktberichten und Studien
  • Berücksichtigung von Branchenspezialisierung
  • Bewertung der Anbieterreputation

Longlist erstellen:

  • 10-15 potenzielle ERP-Systeme
  • Grobe Vorbewertung anhand Basiskriterien
  • Prüfung der Brancheneignung

Phase 4: Detaillierte Bewertung und Shortlist

Bewertungsmatrix anwenden:

  • Gewichtung der Auswahlkriterien
  • Systematische Bewertung aller Kandidaten
  • Reduktion auf 3-5 Favoriten
  • Dokumentation der Entscheidungsgrundlagen

Phase 5: Anbieterworkshops und Präsentationen

Systematische Anbieterevaluation:

  • Standardisierte Präsentationsagenda
  • Live-Demonstration anhand realer Szenarien
  • Proof of Concept für kritische Prozesse
  • Referenzbesuche bei vergleichbaren Unternehmen

Phase 6: Vertragsverhandlung und Entscheidung

Finale Bewertung:

  • Detaillierte Kostenvergleiche (TCO-Analyse)
  • Vertragskonditionen und SLAs
  • Implementierungsplanung
  • Risikobewertung

Phase 7: Implementierungsplanung

Erfolgreichen Start vorbereiten:

  • Detaillierte Projektplanung
  • Ressourcenallokation
  • Schulungskonzept
  • Go-Live Vorbereitung

Die 7 wichtigsten ERP-Auswahl Kriterien

1. Funktionale Anforderungen und Prozessunterstützung

Kernfragen für die ERP-Auswahl:

  • Bildet das System Ihre spezifischen Geschäftsprozesse ab?
  • Sind branchenspezifische Funktionen im Standard enthalten?
  • Wie aufwändig sind notwendige Anpassungen?
  • Unterstützt das System moderne Arbeitsweisen (mobil, agil)?

Branchenspezifische Besonderheiten:

  • Automotive: EDI-Standards, Lieferantenabrufe, Qualitätsmanagement
  • Maschinen-/Anlagenbau: Projektverwaltung, Konstruktionsintegration
  • Handel: Multi-Channel-Vertrieb, Bestandsoptimierung
  • Fertigung: Produktionsplanung, Qualitätskontrolle, Lean Management

Praxistipp: Lassen Sie sich mindestens 3 Ihrer wichtigsten Geschäftsprozesse live im System demonstrieren, nicht nur oberflächlich zeigen.

2. Technische Architektur und Integration

Moderne ERP-Architektur bewerten:

  • Cloud-native vs. traditionelle Architektur
  • API-basierte Integration vs. proprietäre Schnittstellen
  • Skalierbarkeit und Performance
  • Sicherheitsstandards und Compliance

Integrationsfähigkeit:

  • Anbindung an bestehende Systeme (CRM, E-Commerce, etc.)
  • Datenübernahme aus Altsystemen
  • Schnittstellen zu Drittanwendungen
  • Zukunftssichere Technologiestandards

Cloud vs. On-Premise Entscheidung: Laut aktuellen Studien setzen bereits 45% der deutschen KMU auf Cloud-ERP, Tendenz steigend. Die Vorteile:

  • Geringere Initialinvestition
  • Schnellere Implementierung
  • Automatische Updates
  • Bessere Skalierbarkeit

3. Anbieterqualität und Branchenerfahrung

Anbieter-Evaluation:

  • Branchenexpertise und Referenzen
  • Finanzielle Stabilität und Zukunftsfähigkeit
  • Lokale Präsenz und Support
  • Entwicklungsroadmap und Innovation

Referenzprüfung:

  • Besuche bei 2-3 Referenzkunden
  • Gespräche mit IT-Leitern und Fachanwendern
  • Analyse von Implementierungserfahrungen
  • Bewertung der Anwenderzufriedenheit

Kritische Fragen an Referenzen:

  • Wurde das Projekt im Zeit- und Budgetrahmen umgesetzt?
  • Wie war die Zusammenarbeit mit dem Anbieter?
  • Welche Herausforderungen traten auf?
  • Würden Sie den Anbieter wieder wählen?

4. Zukunftssicherheit und Skalierbarkeit

Wachstum mitdenken:

  • Horizontale Skalierung (mehr Standorte, Nutzer)
  • Vertikale Skalierung (neue Geschäftsbereiche)
  • Internationale Expansion
  • Technologische Entwicklungen

Moderne ERP-Trends berücksichtigen:

  • Künstliche Intelligenz und Machine Learning
  • Internet of Things (IoT) Integration
  • Mobile-First Ansätze
  • Datenanalyse und Business Intelligence

Internationalisierung: Wenn Sie international tätig sind oder expandieren möchten:

  • Multi-Language Support
  • Lokale Buchhaltungsstandards (HGB, IFRS, US-GAAP)
  • Währungsmanagement
  • Rechtliche Compliance (DSGVO, etc.)

5. Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz

User Experience bewerten:

  • Intuitive Bedienung und moderne Oberfläche
  • Mobile Verfügbarkeit
  • Personalisierungsmöglichkeiten
  • Einarbeitungszeit für neue Nutzer

Change Management Aspekte:

  • Widerstand gegen Systemwechsel minimieren
  • Schulungsaufwand realistisch einschätzen
  • Akzeptanz bei verschiedenen Nutzergruppen
  • Produktivitätsverlust während der Einführung

6. Implementierung und Support

Implementierungsansatz:

  • Phasenweise Einführung vs. Big Bang
  • Standardisierung vs. Individualisierung
  • Interne Ressourcen vs. externe Dienstleister
  • Risikomanagement und Qualitätssicherung

Support und Wartung:

  • Verfügbarkeit lokaler Partner
  • Reaktionszeiten und Servicequalität
  • Eskalationsprozesse
  • Kosten für Support und Wartung

7. Total Cost of Ownership (TCO)

Vollständige Kostenbetrachtung:

  • Lizenzkosten (einmalig oder recurring)
  • Implementierungskosten
  • Betriebskosten über 10 Jahre
  • Versteckte Kosten identifizieren

Kostenfallen vermeiden:

  • Modulare Preisgestaltung kritisch prüfen
  • Zusatzkosten für Integrationen
  • Schulungs- und Beratungskosten
  • Kosten für Systemanpassungen

ROI-Betrachtung:

  • Effizienzsteigerungen quantifizieren
  • Kosteneinsparungen durch Automatisierung
  • Verbesserung der Datenqualität
  • Wettbewerbsvorteile bewerten

ERP-Auswahl Checkliste: Praktische Anwendung

Bewertungsmatrix für die ERP-Auswahl

KriteriumGewichtungAnbieter AAnbieter BAnbieter C
Kriterium Funktionale AnforderungenGewichtung 30%Anbieter A 85Anbieter B 92Anbieter C 78
Kriterium Technische ArchitekturGewichtung 20%Anbieter A 90Anbieter B 85Anbieter C 88
Kriterium AnbieterqualitätGewichtung 15%Anbieter A 88Anbieter B 82Anbieter C 85
Kriterium ZukunftssicherheitGewichtung 15%Anbieter A 85Anbieter B 88Anbieter C 82
Kriterium BenutzerfreundlichkeitGewichtung 10%Anbieter A 82Anbieter B 90Anbieter C 85
Kriterium ImplementierungGewichtung 5%Anbieter A 85Anbieter B 88Anbieter C 90
Kriterium TCOGewichtung 5%Anbieter A 78Anbieter B 85Anbieter C 92
Gesamtwertung100%85,788,183,2

Dokumentation der ERP-Auswahl

Entscheidungsgrundlage dokumentieren:

  • Bewertungsmatrix mit Begründungen
  • Risikobewertung für jeden Kandidaten
  • Empfehlung des Projektteams
  • Zustimmung der Geschäftsleitung

Häufige Fehler bei der ERP-Auswahl vermeiden

Top 10 Fehler und wie Sie sie vermeiden

  1. Zu wenig Zeit einplanen
    • Mindestens 6-12 Monate für die Auswahl
    • Puffer für unvorhergesehene Komplexität
  2. Unvollständige Anforderungsanalyse
    • Alle Fachbereiche einbeziehen
    • Auch seltene, aber kritische Prozesse erfassen
  3. Fokus nur auf Funktionalität
    • Technische und strategische Aspekte beachten
    • Anbieterqualität nicht vernachlässigen
  4. Ausschließlich auf den Preis achten
    • TCO-Betrachtung über gesamte Laufzeit
    • Qualität und Service berücksichtigen
  5. Referenzen nicht prüfen
    • Mindestens 2-3 Referenzbesuche
    • Kritische Fragen stellen
  6. Customizing überschätzen
    • Standardprozesse bevorzugen
    • Anpassungen nur bei echtem Mehrwert
  7. Change Management unterschätzen
    • Mitarbeiter frühzeitig einbinden
    • Widerstände ernst nehmen
  8. Technische Schulden ignorieren
    • Altsysteme und Datenqualität bewerten
    • Migrationsaufwand realistisch einschätzen
  9. Vendor Lock-in nicht beachten
    • Offene Standards bevorzugen
    • Exit-Strategien mitdenken
  10. Projektteam zu klein
    • Alle relevanten Bereiche vertreten
    • Externe Expertise hinzuziehen

Aktuelle Trends bei der ERP-Auswahl

Cloud-First Strategie

Die Migration in die Cloud beschleunigt sich weiter. Vorteile:

  • Reduzierte IT-Komplexität
  • Schnellere Innovation
  • Bessere Skalierbarkeit
  • Geringere Gesamtkosten

KI-Integration wird Standard

Moderne ERP-Systeme integrieren zunehmend KI-Funktionen:

  • Predictive Analytics
  • Automatisierte Prognosen
  • Intelligente Prozessoptimierung
  • Chatbot-basierter Support

Mobile-First Ansatz

Mitarbeiter erwarten mobile Zugriffsmöglichkeiten:

  • Responsive Design
  • Native Apps für kritische Funktionen
  • Offline-Fähigkeiten
  • Touch-optimierte Bedienung

Fazit: Erfolgreich durch systematische ERP-Auswahl

Die ERP-Auswahl ist komplex, aber mit dem richtigen Vorgehen erfolgreich zu meistern. Wichtige Erfolgsfaktoren:

  1. Strukturierter Prozess: Nutzen Sie bewährte Methodiken
  2. Vollständige Analyse: Berücksichtigen Sie alle Aspekte
  3. Stakeholder-Einbindung: Holen Sie alle relevanten Bereiche ab
  4. Realistische Bewertung: Seien Sie ehrlich bei Anforderungen und Kosten
  5. Langfristige Perspektive: Denken Sie über die nächsten 10 Jahre

Die Investition in eine professionelle ERP-Auswahl zahlt sich aus. Unternehmen, die systematisch vorgehen, haben eine 80% höhere Erfolgsquote bei der ERP-Implementierung.

Nächste Schritte:

  1. Laden Sie unsere detaillierte ERP-Auswahl Checkliste herunter
  2. Stellen Sie Ihr Projektteam zusammen
  3. Beginnen Sie mit der Ist-Analyse
  4. Holen Sie sich professionelle Unterstützung, wenn nötig

Die richtige ERP-Auswahl ist der Grundstein für eine erfolgreiche Digitalisierung Ihres Unternehmens. Investieren Sie die nötige Zeit und Ressourcen – es wird sich lohnen.

 

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