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Was ist Fertigungsplanung?

 

Verspätete Lieferungen, überlastete Maschinen und explodierende Produktionskosten? Wenn die Fertigungsplanung nicht funktioniert, entstehen schnell Engpässe, die Kunden verärgern und Gewinne vernichten. Eine strukturierte Fertigungsplanung schafft Transparenz, optimiert Ressourcen und sichert Liefertreue. Doch was genau ist Fertigungsplanung und wie verhindert sie produktionsbezogenes Chaos?

Fertigungsplanung

Was ist Fertigungsplanung? Definition und Erklärung

Fertigungsplanung ist die systematische Planung und Organisation aller produktionsbezogenen Prozesse in einem Fertigungsunternehmen. Die Definition umfasst die zeitliche, mengenmäßige und kapazitative Planung von Fertigungsaufträgen unter Berücksichtigung verfügbarer Ressourcen wie Maschinen, Personal und Material.

Die Erklärung lässt sich vereinfacht so zusammenfassen: Fertigungsplanung bestimmt, welche Produkte wann, in welcher Menge, mit welchen Ressourcen und in welcher Reihenfolge produziert werden. Sie bildet die Schnittstelle zwischen strategischer Produktionsplanung und operativer Produktionssteuerung.

Was ist das Ziel? Eine effiziente Fertigungsplanung sorgt dafür, dass Kundenaufträge termingerecht erfüllt werden, Maschinen optimal ausgelastet sind, Lagerbestände minimiert werden und Produktionskosten unter Kontrolle bleiben.

Ziele und Aufgaben der Fertigungsplanung

Die Fertigungsplanung verfolgt mehrere zentrale Ziele, die sich teilweise gegenseitig beeinflussen:

Hauptziele

Termintreue: Liefertermine einhalten und Kundenzufriedenheit sichern
Kapazitätsauslastung: Maschinen und Personal optimal nutzen
Kosteneffizienz: Produktionskosten durch optimale Ressourcennutzung senken
Durchlaufzeitoptimierung: Produktionszeiten verkürzen und Flexibilität erhöhen
Bestandsreduzierung: Material- und Zwischenlager minimieren

Kernaufgaben

AufgabeBeschreibung
Aufgabe MengenplanungBeschreibung Festlegung der zu produzierenden Stückzahlen basierend auf Kundenaufträgen und Prognosen
Aufgabe TerminplanungBeschreibung Zeitliche Einordnung von Fertigungsaufträgen unter Berücksichtigung von Lieferterminen
Aufgabe KapazitätsplanungBeschreibung Abgleich der benötigten mit verfügbaren Produktionskapazitäten
Aufgabe ReihenfolgeplanungBeschreibung Optimale Abfolge von Fertigungsaufträgen zur Minimierung von Rüstzeiten
Aufgabe MaterialplanungBeschreibung Sicherstellung der Materialverfügbarkeit zum richtigen Zeitpunkt
Aufgabe RessourcenzuteilungBeschreibung Zuordnung von Maschinen, Werkzeugen und Personal zu Fertigungsaufträgen

Phasen der Fertigungsplanung

Die Fertigungsplanung gliedert sich typischerweise in drei aufeinander aufbauende Phasen:

1. Grobplanung (strategische Ebene)

In der Grobplanung werden langfristige Produktionsprogramme erstellt. Diese Phase umfasst:

✅ Festlegung des Produktionsprogramms (welche Produkte werden produziert?)
✅ Kapazitätsabschätzung über längere Zeiträume (mehrere Monate bis Jahre)
✅ Investitionsentscheidungen für neue Maschinen oder Anlagen
✅ Personalbedarfsplanung

2. Feinplanung (taktische Ebene)

Die Feinplanung konkretisiert die Grobplanung für kürzere Zeiträume:

✅ Detaillierte Auftragsplanung für Wochen und Monate
✅ Maschinenbelegungsplanung mit konkreten Zeitfenstern
✅ Materialbedarfsplanung (MRP) mit genauen Mengen und Terminen
✅ Kapazitätsabgleich und Erkennung von Engpässen

3. Operative Planung (operative Ebene)

Die operative Planung steuert die tägliche Produktion:

✅ Tagesaktuelle Fertigungssteuerung
✅ Reihenfolgeplanung für einzelne Arbeitsplätze
✅ Reaktion auf kurzfristige Änderungen und Störungen
✅ Überwachung der Auftragsdurchführung

Methoden und Verfahren der Fertigungsplanung

Verschiedene Planungsmethoden kommen je nach Fertigungstyp und Anforderungen zum Einsatz:

Push- vs. Pull-Prinzip

PrinzipMerkmaleGeeignet für
Push-PrinzipMerkmale Produktion auf Basis von Prognosen und Plänen; Material wird durch die Produktion "geschoben"Geeignet für Serienfertigung, stabile Nachfrage, lange Durchlaufzeiten
Pull-PrinzipMerkmale Produktion nach tatsächlichem Bedarf; Material wird nur bei Bedarf angefordert (z.B. Kanban)Geeignet für Variantenfertigung, schwankende Nachfrage, kurze Reaktionszeiten

Klassische Planungsverfahren

Durchlaufterminierung:
Berechnung von Start- und Endterminen für Fertigungsaufträge basierend auf Arbeitsplänen und Durchlaufzeiten. Unterscheidung zwischen Vorwärts- und Rückwärtsterminierung.

Kapazitätsterminierung:
Berücksichtigung der tatsächlichen Kapazitätsverfügbarkeit bei der Terminplanung. Erkennung von Kapazitätsengpässen und Umplanung von Aufträgen.

Losgrößenplanung:
Bestimmung optimaler Produktionsmengen unter Berücksichtigung von Rüstkosten, Lagerkosten und Lieferterminen.

Maschinenbelegungsplanung:
Zuteilung von Fertigungsaufträgen zu spezifischen Maschinen und Arbeitsplätzen unter Optimierung der Auslastung und Minimierung von Rüstzeiten.

Moderne Planungsansätze

⚠️ APS (Advanced Planning and Scheduling):
Softwaregestützte, simultane Planung aller Ressourcen mit Optimierungsalgorithmen für komplexe Fertigungsumgebungen.

⚠️ Finite Capacity Planning:
Planung unter Berücksichtigung realer Kapazitätsgrenzen statt theoretischer Unendlichkapazität.

⚠️ Just-in-Time (JIT) / Just-in-Sequence (JIS):
Minimierung von Beständen durch bedarfssynchrone Produktion und Anlieferung.

Herausforderungen in der Fertigungsplanung

Fertigungsplaner stehen vor vielfältigen Herausforderungen:

Typische Problemfelder

Komplexität: Viele Produkte, Varianten und Fertigungsstufen erschweren die Übersicht
Dynamik: Eilaufträge, Maschinenausfälle und Materialengpässe erfordern ständige Umplanung
Datenqualität: Ungenaue Stammdaten (Arbeitspläne, Durchlaufzeiten) führen zu unrealistischen Plänen
Zielkonflikte: Hohe Auslastung vs. kurze Durchlaufzeiten vs. niedrige Bestände
Manuelle Prozesse: Excel-Planung stößt bei wachsender Komplexität an Grenzen
Fehlende Transparenz: Unklare Auftragsstatus und Kapazitätssituation

Risikofaktoren

⚠️ Unzureichende Kapazitätspuffer führen zu Überlastung bei unerwarteten Events
⚠️ Zu lange Planungshorizonte reduzieren Flexibilität und erhöhen Fehlerwahrscheinlichkeit
⚠️ Fehlende Abstimmung zwischen Vertrieb und Produktion verursacht unrealistische Liefertermine
⚠️ Vernachlässigung von Rüstzeiten in der Planung führt zu Terminverzögerungen

Software und digitale Tools für die Fertigungsplanung

Moderne Fertigungsplanung ist ohne digitale Unterstützung kaum noch möglich. Verschiedene Softwaretypen unterstützen den Planungsprozess:

PPS-Systeme (Produktionsplanung und -steuerung)

PPS-Systeme bilden den Kern der digitalen Fertigungsplanung. Sie umfassen Module für:

✅ Produktionsprogrammplanung
✅ Mengenplanung und Materialbedarfsrechnung
✅ Termin- und Kapazitätsplanung
✅ Auftragsfreigabe und Verfügbarkeitsprüfung
✅ Fertigungssteuerung und Rückmeldung

ERP-Systeme mit Fertigungsmodul

ERP-Systeme verbinden Fertigungsplanung mit anderen Unternehmensbereichen wie Einkauf, Vertrieb, Lager und Finanzen. Vorteile:

✅ Durchgängige Datenbasis ohne Medienbrüche
✅ Automatischer Informationsfluss zwischen Abteilungen
✅ Echtzeitinformationen zu Lagerbeständen und Auftragsstatus
✅ Gesamtunternehmerische Planung und Controlling

MES (Manufacturing Execution System)

MES-Systeme bilden die Brücke zwischen Planung und Shopfloor:

✅ Feinsteuerung der Produktion in Echtzeit
✅ Maschinendatenerfassung (MDE) und Betriebsdatenerfassung (BDE)
✅ Qualitätsdatenerfassung und Dokumentation
✅ Leitstandfunktionalität für operative Planung

APS-Systeme (Advanced Planning and Scheduling)

APS-Systeme bieten erweiterte Planungsfunktionen:

✅ Simultanplanung aller Ressourcen
✅ Optimierungsalgorithmen für komplexe Planungsprobleme
✅ What-if-Szenarien und Simulationen
✅ Grafische Plantafeln für intuitive Bedienung

Abas ERP für die Fertigungsplanung

Abas ist eine ERP-Lösung für den Mittelstand mit starkem Fokus auf Produktions- und Fertigungsunternehmen. Die Software bietet umfassende Funktionen für die Fertigungsplanung, die speziell auf die Anforderungen von KMUs zugeschnitten sind.

Fertigungsplanungs-Funktionen in Abas

Kapazitätsplanung und -übersicht:
Abas ermöglicht eine detaillierte Kapazitätsplanung über verschiedene Zeiträume. Die grafische Kapazitätsauslastung zeigt auf einen Blick Engpässe und freie Kapazitäten. Planer können schnell erkennen, ob Ressourcen ausreichen oder zusätzliche Kapazitäten benötigt werden.

Terminplanung mit Durchlaufterminierung:
Die Software berechnet automatisch Start- und Endtermine für Fertigungsaufträge basierend auf Arbeitsplänen und hinterlegten Durchlaufzeiten. Sowohl Vorwärts- als auch Rückwärtsterminierung sind möglich, um flexible Planungsszenarien abzubilden.

Materialbedarfsplanung (MRP):
Abas führt eine mehrstufige Materialbedarfsplanung durch, die alle Stücklisten-Ebenen berücksichtigt. Das System prüft Verfügbarkeiten, schlägt Bestellungen vor und berücksichtigt bereits geplante Zugänge.

Fertigungsauftragsverwaltung:
Von der Auftragserstellung über die Freigabe bis zur Rückmeldung begleitet Abas den gesamten Fertigungsauftragsprozess. Statusverfolgung in Echtzeit gibt jederzeit Auskunft über den aktuellen Bearbeitungsstand.

Flexible Fertigungstypen:
Ob Einzel-, Serien- oder Variantenfertigung, Abas unterstützt verschiedene Fertigungsarten. Die Software passt sich an unterschiedliche Produktionsumgebungen an, von der kundenspezifischen Auftragsfertigung bis zur standardisierten Serienfertigung.

Vorteile von Abas für Fertigungsunternehmen

Branchenspezifisch: Auf Fertigungsprozesse optimierte Funktionen
Skalierbar: Wächst mit den Anforderungen des Unternehmens
Cloud-fähig: Moderne Cloud-ERP-Architektur für flexible Nutzung
Anpassbar: Konfiguration an individuelle Prozesse ohne umfangreiche Programmierung
Durchgängig: Alle Unternehmensbereiche arbeiten auf einer Datenbasis

Die ERP-Software Abas verbindet Fertigungsplanung mit Einkauf, Vertrieb und Finanzen. Änderungen in einem Bereich wirken sich automatisch auf andere aus: Kundenaufträge generieren Fertigungsaufträge, die wiederum Bestellvorschläge auslösen. Diese durchgängige Prozesskette reduziert manuelle Eingriffe und beschleunigt die Planung.

Broschüre: Produktionsplanung und -simulation mit Abas APS
Abas Broschüre

Transparente Produktionsplanung und -simulation mit Abas APS

Erfahren Sie, wie Abas APS Sie dabei unterstützt, Fertigungsprozesse wirklichkeitsnah abzubilden, Material- und Kapazitätsengpässe zu erkennen, vorausschauend zu planen und in der Simulation unterschiedliche Szenarien zu prüfen.

Best Practices für erfolgreiche Fertigungsplanung

Bewährte Vorgehensweisen für effiziente Fertigungsplanung:

Stammdatenpflege

⚠️ Arbeitspläne aktuell halten: Regelmäßige Überprüfung und Anpassung von Vorgabezeiten
⚠️ Stücklisten korrekt pflegen: Vollständigkeit und Genauigkeit sicherstellen
⚠️ Kapazitätsdaten realistisch hinterlegen: Verfügbarkeit, Rüstzeiten, Wartungsintervalle berücksichtigen

Planungshorizont

✅ Rollende Planung mit unterschiedlichen Detaillierungsgraden
✅ Kurzfristig (1-2 Wochen): Detaillierte operative Planung
✅ Mittelfristig (1-3 Monate): Kapazitätsabstimmung und Materialplanung
✅ Langfristig (3-12 Monate): Grobplanung und strategische Entscheidungen

Pufferzeiten einplanen

✅ Zeitpuffer für unvorhergesehene Ereignisse
✅ Sicherheitsbestände für kritische Materialien
✅ Kapazitätspuffer für Eilaufträge und Sonderwünsche

Kommunikation und Transparenz

✅ Regelmäßige Abstimmung zwischen Planung, Produktion und Vertrieb
✅ Visualisierung von Kapazitäten und Auftragsstatus
✅ Frühzeitige Information bei Planabweichungen

Kontinuierliche Verbesserung

✅ Soll-Ist-Vergleiche durchführen
✅ Ursachen für Planabweichungen analysieren
✅ Planungsparameter regelmäßig optimieren
✅ Kennzahlen zur Steuerung nutzen (Termintreue, Durchlaufzeit, Kapazitätsauslastung)

Kennzahlen für die Fertigungsplanung

KennzahlBedeutungZielwert
Kennzahl TermintreueBedeutung Anteil termingerecht fertiggestellter AufträgeZielwert > 95%
Kennzahl DurchlaufzeitBedeutung Zeit vom Auftragseingang bis zur FertigstellungZielwert Minimierung
Kennzahl KapazitätsauslastungBedeutung Nutzungsgrad der ProduktionskapazitätenZielwert 85-95%
Kennzahl PlanungsgenauigkeitBedeutung Abweichung zwischen geplanten und tatsächlichen ZeitenZielwert < 10%
Kennzahl LagerumschlagBedeutung Häufigkeit der LagerbestandserneuerungZielwert Erhöhung

Was ist der Unterschied zwischen Fertigungsplanung und Produktionsplanung?

Die Begriffe werden oft synonym verwendet. Produktionsplanung ist der übergeordnete Begriff, der die strategische und langfristige Planung umfasst. Fertigungsplanung fokussiert stärker auf die operative, kurzfristige Planung konkreter Fertigungsaufträge und die Zuordnung zu Ressourcen.

Welche Software eignet sich für kleine Fertigungsunternehmen?

Für KMUs eignen sich Cloud-basierte ERP-Systeme mit Fertigungsmodul wie Abas, die skalierbar sind und ohne große IT-Infrastruktur auskommen. Wichtig sind intuitive Bedienung, schnelle Implementierung und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Excel-basierte Lösungen stoßen ab 50-100 Fertigungsaufträgen pro Monat an ihre Grenzen.

Wie kann ich Engpässe in der Fertigungsplanung vermeiden?

Engpässe lassen sich durch realistische Kapazitätsplanung, Pufferzeiten, flexible Maschinenbelegung und frühzeitige Erkennung von Überlastungen vermeiden. Moderne Planungssoftware zeigt Engpässe automatisch an. Zusätzlich helfen Mehrfachqualifikation von Mitarbeitern und alternative Fertigungswege.

Was sind typische Fehler in der Fertigungsplanung?

Häufige Fehler sind unrealistische Vorgabezeiten, fehlende Berücksichtigung von Rüstzeiten, zu optimistische Kapazitätsannahmen, mangelhafte Stammdatenpflege und fehlende Abstimmung mit dem Vertrieb. Auch zu starre Planung ohne Flexibilität für Störungen führt zu Problemen.

Wie lange dauert die Einführung einer Fertigungsplanungssoftware?

Die Implementierungsdauer hängt von der Komplexität des Unternehmens ab. Für kleine bis mittlere Fertigungsunternehmen sind 3-6 Monate realistisch. Diese Zeit umfasst Anforderungsanalyse, System-Konfiguration, Datenmigration, Schulungen und Testphasen. Cloud-ERP-Lösungen können schneller eingeführt werden als On-Premise-Systeme.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in der Fertigungsplanung?

KI unterstützt zunehmend bei der Optimierung komplexer Planungsprobleme. Algorithmen können Muster in historischen Daten erkennen, Bedarfsprognosen verbessern und optimale Produktionsreihenfolgen vorschlagen. Auch vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und automatische Umplanung bei Störungen werden durch KI ermöglicht.

Was ist der Unterschied zwischen Push- und Pull-Prinzip?

Beim Push-Prinzip wird auf Basis von Prognosen produziert und Material durch die Fertigung "geschoben". Beim Pull-Prinzip wird nur auf tatsächlichen Bedarf hin produziert, Material wird von nachgelagerten Stellen "gezogen" (z.B. Kanban). Pull eignet sich für flexible, variantenreiche Fertigung, Push für planbare Serienproduktion.