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Get ready! Die Roadmap für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie

"Es fehlt an der nötigen Agilität und Flexibilität, an der Bereitschaft, die digitale Transformation wirklich zu umarmen." 

- Arturo Bris, 
Direktor des IMD (International Institute for Management Development) Lausanne

 

Ein überraschend hartes Urteil über die digitale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen! Zwar bescheinigt eine kürzlich vorgestellte Studie des IMD World Competitiveness Center, dass Deutschland durchaus gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung mitbringt, doch mangelt es an der richtigen Einstellung zum Wandel. Und so landete Deutschland im aktuellen World Digital Ranking des IMD lediglich auf Platz 17 – weit entfernt vom hohen Anspruch der deutschen Wirtschaft, bei Themen wie Industrie 4.0 ganz vorn mitzumischen.

Warum ist der Rückstand zu Vorreitern wie den USA oder Schweden so groß? Wo müssen deutsche Führungskräfte bei der Aufholjagd ansetzen – und wie sieht ein Masterplan für die erfolgreiche Digitalisierung der Unternehmen aus?

Wie Unternehmen auf die Digitalisierung reagieren

Als größter Bremser des digitalen Wandels erweist sich die überwiegend angstgetriebene Diskussion in Deutschland: Während US-Unternehmen bereits mutig auf die Chancen des digitalen Wandels setzen, verharrt der deutsche Mittelstand in einer Mentalität der Skepsis und des „Aussitzens“. Zwar beschäftigt sich Umfragen zufolge mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen mit der Digitalisierung, doch wagt bislang nur ein geringer Teil den beherzten Sprung von der Theorie in die Praxis.

Neben Datenschutz, Investitionsangst und der Sorge um Arbeitsplätze beginnt die Unsicherheit häufig bereits mit der Frage, was Digitalisierung ist. Jede Studie, jeder Berater und jeder Manager definiert und interpretiert den Begriff anders, so dass auch viele Digitalisierungsstrategien vage und zaghaft bleiben. Die Folge ist Herdentrieb statt Leadership und Imitation statt Innovation – eine riskante Strategie angesichts des wachsenden Wettbewerbsdrucks sowie sich konsolidierender Märkte.

Ein typischer Fehler ist der Scheuklappenblick auf den technischen Aspekt der Digitalisierung. Denn digitaler Wandel bedeutet weit mehr als die Automation von Produktionsprozessen oder die smarte Vernetzung von Informationen.

Die Digitalisierung von Unternehmen …

  • reicht weit über die IT-Abteilung hinaus
  • durchdringt alle Geschäftsbereiche
  • optimiert alle Prozesse
  • bedeutet maximale Kundenorientierung
  • verändert Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle
  • erfordert eine neue Unternehmenskultur und neue Skills
  • funktioniert nicht ohne agile Leadership

Masterplan für den digitalen Wandel

Laut der CISCO-Studie „Führung im digitalen Zeitalter“ fühlen sich aktuell lediglich 15 Prozent aller Unternehmen gut auf den digitalen Wandel vorbereitet. Doch wer in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben will, muss sein Unternehmen zeitnah transformieren. Fakt ist: Die Auswirkungen der digitalen Transformation sind bereits spürbar. Rasante Technologiesprünge revolutionieren Märkte, junge Start-ups bedrohen etablierte Player und Entscheider aller Branchen müssen möglichst schnell Antworten auf relevante Fragen finden:

  • Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf unser Unternehmen?
  • Wie wird sich unsere Zielgruppe (und deren Wünsche) verändern?
  • Welche Chancen bieten neue Technologien für unsere Wertschöpfung?
  • Müssen wir unser Geschäftsmodell anpassen – und wenn ja, wie?
  • Sind unsere Prozesse optimal digitalisiert und automatisiert?
  • Ist unsere IT-Infrastruktur fit für Industrie 4.0?
  • Welche digitalen Skills müssen wir aufbauen?

Für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie sind fünf Handlungsfelder relevant: Geschäftsmodell, Kunde, Prozesse & IT, Skills & Team sowie Unternehmenskultur.

Handlungsfeld 1: Geschäftsmodell

Die Digitalisierung erzeugt disruptive Veränderungen in der Wertschöpfung. Dynamische Start-ups wie booking.com, Airbnb, Uber, Netflix oder Spotify setzen mit innovativen, digitalen Geschäftsmodellen ganze Branchen wie Tourismus, Transport und Medien unter Druck. Führungskräfte müssen deshalb klassische Geschäftsmodelle vor dem Hintergrund der Digitalisierung neu bewerten und sich wenn nötig mit Fantasie, Energie und ausreichend Budget selbst neu erfinden. Egal, ob Sortimente radikal digitalisiert werden wie beispielsweise in der Medienbranche oder ob Produkte um intelligente digitale Zusatznutzen erweitert werden: Gefragt ist kein blinder Aktionismus, sondern die Fähigkeit, Chancen und Risiken neuer Technologien und Trends analysieren, einschätzen und auf das eigene Geschäftsmodell anwenden zu können.

Handlungsfeld 2: Kunde

Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht im digitalen Zeitalter mehr denn je der Kunde und seine Zufriedenheit. Großer Vorteil der Digitalisierung: Unternehmen kennen ihre Zielgruppe so gut wie nie zuvor. Auf Basis von Big Data lässt sich mit Hilfe professioneller Analysetools vergleichsweise schnell und einfach ein tiefes Verständnis für die Erwartungen und Wünsche der Kunden gewinnen. Eine konsequente „Customer-First“-Philosophie nutzt diese Erkenntnisse für eine maximale Kundenorientierung, von personalisierten Produkten über einen Top-Service bis hin zur schnellen Logistik.

Handlungsfeld 3: Prozesse & IT

Um im internationalen Wettbewerb hinsichtlich Geschwindigkeit, Qualität und Preis wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen alle Prozesse überprüft, automatisiert und vernetzt werden. Entsprechende Investitionen in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur sind unabdingbar. Dabei gilt nicht „Sinnfreie Digitalisierung um jeden Preis“, sondern „Wie hilft uns Digitalisierung bei der Prozessoptimierung?“ Oft unterschätzt: Die Digitalisierung betrifft nicht nur Fertigungsbetriebe mit Fragen rund um IoT, Smart Factory und Industrie 4.0, sondern branchen- und unternehmensübergreifend alle Geschäftsbereiche von der Beschaffung über die Logistik bis hin zu After Sales.

Handlungsfeld 4: Skills & Team

Eine durchdachte Digitalisierungsstrategie umfasst nicht nur Investitionen in die IT, sondern auch in die Menschen. Denn Digitalisierung gelingt nicht ohne digitale Skills und ein motiviertes, kompetentes Team, das aktiv zur digitalen Transformation des Unternehmens beiträgt. Im Zeitalter des „War for Talents“ um Fachkräfte bedeutet das auch ein Überdenken der Human Resources Strategie: Attraktive Arbeitszeitmodelle, Work-Life-Balance, Wertschätzung von Arbeit, Weiterbildung und individuelle Förderung tragen dazu bei, qualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte zu gewinnen (und zu halten), die den Wandel erfolgreich mitgestalten.

Handlungsfeld 5: Unternehmenskultur

Die Digitalisierung stellt weit mehr in Frage als nur Sortimente und Prozesse: Das Selbstverständnis traditioneller Unternehmen erfährt einen Paradigmenwechsel. Plötzlich sind jahrzehntelange Erfahrung, Qualität „made in Germany“ und langjährige Kundenbeziehungen nicht mehr die allein entscheidenden Erfolgsfaktoren. Aggressive Wettbewerber überholen von rechts, ausgerüstet mit Visionen, Experimentierfreude und Mut, und immer schnellere Technologiesprünge erfordern einen kontinuierlichen Anpassungsprozess. Kurzum: Die Schlagzahl wird drastisch erhöht. Unternehmen müssen vieles ausprobieren, ständig improvisieren und auf die gewohnte Kontrolle sowie Absicherung verzichten. Diese Entwicklung erfordert eine neue Unternehmens- und Fehlerkultur, die Innovationen vorantreibt und Macher unterstützt.


Digitalisierung: Anpacken statt Abwarten

Auch wenn die Herausforderungen groß scheinen: Die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der Unternehmen in Deutschland sind gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Nationen punkten wir mit einem hervorragenden Bildungssystem, gut ausgebauten Breitband- und Mobilfunknetzen, einer hohen Forschungsintensität und einem innovativen, kapitalstarken Mittelstand. Nun gilt es, diese Voraussetzungen zu nutzen, um den digitalen Standort Deutschland zu stärken.

 

 

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