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Work Skills 4.0: Wie verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt?

„Entwerfe deinen eigenen Abschluss. Mach alle Kurse, die dich so motivieren, dass du morgens, nachmittags oder wann auch immer dafür aus dem Bett springst – weil dein Beruf vermutlich erst in einigen Jahren existieren wird.“
Aus: „Finding your way in a wild world“ von Martha Beck, Autorin und Psychologin.

Lern was Vernünftiges – am besten einen Beruf, den du bis zur Rente ausüben kannst! Dieser gutgemeinte Rat vieler Eltern hat für die Generation Z keine Gültigkeit mehr. Zu rasant verändert die digitale Transformation die Arbeitswelt, immer schneller verschwinden etablierte Berufe und machen neuen Jobprofilen Platz. Ob „Mensch-Maschine-Interaktionsdesigner“, „3D-Druck-Experte“, „Datenanalyst“ oder „Robotik-Ingenieur“: Für HR-Abteilungen wird es zur großen Herausforderung, die richtigen Mitarbeiter für die Aufgaben der Zukunft zu finden. Denn wie sollen Jobtitel und Wunsch-Vitae definiert werden, wenn der Bildungsmarkt teilweise noch gar keine passenden Studiengänge und Curriculae anbietet? Und wie verändert New Work die benötigten Softskills?

 

Berufsbilder mit Zukunft im fertigenden Mittelstand

Hochrechnungen der Bundesregierung zufolge sollen im Zuge der Digitalisierung bis 2025 rund 1,3 Millionen Arbeitsstellen wegfallen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass über 2 Millionen neue Jobs geschaffen werden. Die neuen technologischen Möglichkeiten eröffnen dem Arbeitsmarkt also durchaus zusätzliche Potenziale, doch es werden andere Tätigkeiten sein als heute und niemand kann vorhersagen, welche Jobs genau entstehen werden.

Manuelle Routinetätigkeiten werden verstärkt von Robotern, Algorithmen, Drohnen und Chatbots übernommen und die Ansprüche an die Qualifikation der Mitarbeiter werden deutlich steigen. Die Kernkompetenzen vieler Jobs verschieben sich, teilweise werden völlig neue Fachkenntnisse erforderlich. Experten gehen davon aus, dass knapp 60 Prozent aller Arbeitnehmer bis 2022 erhebliche Weiterqualifizierungsmaßnahmen benötigt, um im Arbeitsmarkt zu bleiben.

Ein großer Schwerpunkt wird auf technologischen Berufen liegen, von denen einige gerade erst erfunden werden. Die High Potentials der Zukunft sind überall dort zu finden, wo der Mensch der Maschine überlegen ist. Der fertigende Mittelstand steht vor der großen Herausforderung, Industrie 4.0-Konzepte umzusetzen, Geschäftsmodelle anzupassen, Prozesse konsequent zu digitalisieren und einzigartige Kundenerlebnisse zu gestalten. Betroffen sind sämtliche Unternehmensbereiche, von der Produktentwicklung über die Beschaffung und den Vertrieb bis hin zum Service.

Wichtige Aufgabenfelder der Zukunft sind unter anderem:

  • Bereitstellung intelligenter Portale, Plattformen und Services
  • Verarbeitung riesiger Datenmengen in Echtzeit
  • Überführung von Datenanalysen in Strategien (Business Intelligence)
  • Steuerung der Mensch-Maschine-Kommunikation in der Produktion
  • Rapid Prototyping und 3-D-Druck in der Produktentwicklung
  • Predictive Maintenance in der Instandhaltung
  • Integration digitaler Assistenzsysteme wie z.B. Smart Glasses in der Logistik
  • Einsatz von Augmented Reality im Service
  • Mobiles Arbeiten

Hier sind in zunehmendem Maß Mitarbeiter gefragt, die Kenntnisse in IT und Wirtschaft vereinen, vom Data Scientist über Prozess-Designer bis hin zu KI-Entwicklern.
 

Der Wandel der Kernkompetenzen

Fakt ist: Die Berufseinsteiger von heute können nicht mehr damit rechnen, über Jahrzehnte dieselbe Tätigkeit auszuüben. Zusätzlich zu fachlicher Kompetenz wird deshalb die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen wichtiger denn je. Personal-Abteilungen setzen immer weniger auf ein starres Set an Qualifikationen im Lebenslauf, sondern erwarten vor allem ein modernes Mindset und mehr Breitenwissen – sogenannte „T-Shaped-People“.
Neben der Fähigkeit, digitale Technologien zu beherrschen und in Mehrwerte zu verwandeln, fordert die neue Arbeitswelt vor allem analytisches und innovatives Denken sowie die Fähigkeit, agil auf veränderte Jobanforderungen zu reagieren und sich zügig und proaktiv neues Know-how anzueignen.
Auch Softskills und Social Skills wie Kommunikationstalent, Neugier, Empathie sowie der Wille zu interdisziplinärem und interkulturellem Arbeiten werden zu relevanten Erfolgsfaktoren in der VUCA-Welt.

VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe Volatility (Volatilität /Unbeständigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit).


 

Fazit: Die Anforderungen an die Mitarbeiter der Zukunft sind hoch!

Das Problem: Das Bildungsniveau in Deutschland ist gut – aber (noch) nicht gut genug. Experten befürchten deshalb einen Anstieg des Fachkräftemangels und daraus resultierend einen zunehmenden War of Talents. Unter anderem sind dringend Anpassungen des Bildungssystems nötig: Mathematisch-technische Kompetenzen in den Schulen müssen früher und stärker gefördert werden, ebenso soziale und kognitive Fähigkeiten wie Kollaboration und vernetztes Denken. Unerlässlich ist darüber hinaus eine deutlich beschleunigte Anpassung der Berufsbilder an die kontinuierlichen Veränderungen der Wirtschaft.

Denn wenn die Fachkräfte zur Umsetzung der Digitalisierung fehlen, droht Deutschland den Anschluss an den Wettbewerb zu verlieren. „Insbesondere im Mittelstand besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen bereits bekannten und verfügbaren Technologien zur Digitalisierung und der Anwendung in den Unternehmen“, bestätigt Prof. Dr.-Ing. Gerrit Sames von der Technischen Hochschule Mittelhessen.
 

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