Industrie 4.0 ist noch nicht im Mittelstand angekommen - Verschläft der Mittelstand die neue Ära?
Dank vielen neuen digitalen Technologien haben die technischen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten in den vergangenen Jahren einen riesigen Entwicklungssprung gemacht. Die Digitalisierung ist heute zu einem Hype geworden, der alle Lebensbereiche betrifft und durchdringt.
Auch die Industrie ist inzwischen von dem Megatrend erfasst worden, kaum ein Unternehmen kommt mittlerweile drum herum, sich mit den Themen Digitalisierung, insbesondere Industrie 4.0 und dem „Industrial Internet of Things“ auseinanderzusetzen. Aufgrund dessen steht die gesamte Wertschöpfungskette in Industrie, Handel und Verwaltung auf dem Prüfstand: für die nächsten Jahre werden einschneidende Transformationen in nahezu allen Industriesparten prognostiziert.
Kurzüberblick des Inhalts
- Industrie 4.0 - Eine zu große Herausforderung?
- Wie geht man mit Industrie 4.0 um?
- Anspruch und Realität – die Treiber der Digitalisierung
- Bisher kaum Fortschritt für Produktionsunternehmen
- Technologie als Hauptreiber der Digitalisierung
- Was machen die Vorreiter der Digitalisierung anders?
- Tesla mischt die Automobilindustrie auf
- Fortschrittliche Unternehmen generieren neue Märkte
- Digitalisierung schluckt alte Geschäftsmodelle - Flexibilität im Mittelpunkt
- Warum ERP Systeme die Basis für die Digitalisierung sind
- Bereit für die Digitalisierung mit Abas ERP
Industrie 4.0 - Eine zu große Herausforderung?
Die Herausforderungen der Digitalisierung und Industrie 4.0 sind allgegenwärtig und in aller Munde, doch die dargestellten Lösungen und Antworten sind bisher mitunter ernüchternd. In Gesprächsrunden und Präsentationen werden immer wieder dieselben technischen „Buzzwords“ der Digitalisierung aufgezählt. Zudem werden Wettbewerber ins Feld geführt, die schneller, agiler und erfolgreicher auf die Herausforderungen und die „allgegenwärtige Bedrohung“ – von der Konkurrenz abgehängt zu werden – reagieren. Von einem „unaufhaltsamen Prozess“ ist die Rede, der ein oder andere mag fast schon resignieren aufgrund der aufgeführten Erfolge der Konkurrenz und der Frage, wie man bei dem Tempo des Fortschritts überhaupt mithalten kann.
Wie geht man mit Industrie 4.0 um?
Kein Wunder also, dass in vielen deutschen mittelständischen Unternehmen die Unsicherheit überwiegt, wie mit dem Thema umgegangen werden soll und in dieser Hinsicht bisher wenig Initiative zu erkennen ist. Woher sollen die Impulse für die digitale Lösung kommen? Ist Industrie 4.0 nur ein vorübergehender Hype? Oder ist der Zug gar schon abgefahren, ist man vielleicht schon abgehängt? In Anbetracht der übermächtigen kalifornischen Vorreiter der Digitalisierung (Amazon, Facebook/WhatsApp, Uber, Apple, Google, …) durchaus verständliche Fragen. Doch wie mit diesen Fragen umgehen? Was ist wirklich relevant für das eigene Unternehmen? Ist die Digitalisierung eine Bedrohung für das eigene Unternehmen oder doch eher eine Chance für innovative, digitale Geschäftsmodelle?
Anspruch und Realität – die Treiber der Digitalisierung
In einer Ende 2015 durchgeführten Umfrage hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die wichtigsten Treiber der Digitalisierung ermittelt. Der Effizienz- und Qualitätssteigerung wird dabei neben digitalen Vertriebs- und Informationskanälen die größte Rolle zugeordnet. Wirklich überraschend ist diese Erkenntnis nicht. Doch in der Folge wird die Industrie mit digitaler Informations- und Kommunikationstechnik verknüpft. Mit Industrie 4.0 wird die Vorgehensweise industrieller Produktion tiefgreifend verändert. Die Informationsseite "Plattform Industrie 4.0" beschreibt den von der Bundesregierung formulierten Anspruch an Industrie 4.0 wie folgt:
„So können intelligente Wertschöpfungsketten entstehen, die zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Produktes miteinschließen – von der Idee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling. Auf diese Weise können zum einen Kundenwünsche von der Produktidee bis hin zum Recycling einschließlich der damit verbundenen Dienstleistungen mitgedacht werden. Deshalb können Unternehmen leichter als bisher maßgeschneiderte Produkte nach individuellen Kundenwünschen produzieren. Die individuelle Fertigung und Wartung der Produkte könnte der neue Standard werden.
Insgesamt kann die Wirtschaftlichkeit der Produktion gesteigert, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland gestärkt und die Flexibilität der Produktion erhöht werden.“ (PLATTFORM INDUSTRIE 4.0, 2017)
Außerdem wird von Kostensenkung trotz individueller Produktion, Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette und von einer weitestgehend selbstorganisierten Produktion dank intelligenter, digital vernetzter Systeme gesprochen. „Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Produktions- und Logistikprozesse zwischen Unternehmen im selben Produktionsprozess werden intelligent miteinander verzahnt, um die Produktion noch effizienter und flexibler zu gestalten.“ ( PLATTFORM INDUSTRIE 4.0, 2017)
Bisher kaum Fortschritt für Produktionsunternehmen
Doch stimmt die Realität mit dem Anspruch überein? Vor etwa sechs Jahren als Initiative für den deutschen Mittelstand ins Leben gerufen, wird Industrie 4.0 aktuell vordergründig von Fabrikausrüstern und der Forschung vorangetrieben – schließlich sind sie zum jetzigen Zeitpunkt die größten Profiteure. Doch in der Praxis sind in den Fertigungs- und Produktionsunternehmen bisher wenig bedeutende Fortschritte zu erkennen. Auf Messen werden zwar zahlreiche Produkte schon mit dem Label „Industrie 4.0“ versehen, doch im Kern liegt die Fokussierung dabei in der Regel auf der Effizienzsteigerung der Produktionsprozesse.
Eine Erkenntnis lässt sich daraus deshalb schon ableiten:
-> Es gibt nicht DIE EINE Industrie 4.0. Vielmehr werden sich in vielen Branchen und Unternehmen unterschiedliche Technologien und Lösungen durchsetzen, abhängig von der Produktkomplexität, dem Automatisierungsgrad, der Produktionstechnologie und vielen anderen Faktoren.
Technologie als Hauptreiber der Digitalisierung
Die eigentliche, umfassende treibende Kraft hinter der Digitalisierung ist aber nicht die Industrie: Es sind die rasante technologische Entwicklung, die allgegenwärtige Vernetzung und Erfassung von Daten und auch die Konsumenten selbst. Vier große Trends dringen mit aller Macht in nahezu jeden Bereich unserer Gesellschaft: Digitalisierung, Mobilität, Vernetzung und Analytik. Junge Menschen wachsen mit diesen Technologien auf und gehen auch mit entsprechenden Ansprüchen in das Berufsleben. Und mit Sicherheit werden digitale Technologien nicht mehr verschwinden, sondern im Gegenteil unser Leben privat und beruflich nachhaltig beeinflussen und verändern. Gleichzeitig liegen viele Unternehmen jedoch noch weit hinter den gegebenen technologischen Möglichkeiten zurück. Auch und gerade aufgrund dieser technologischen Lücke wird der Digitalisierung ein enormes Potenzial zugesprochen. Die Optimierung von Prozessen, Strukturen und Geschäftsmodellen mit modernen digitalen Technologien verspricht eine deutliche Verbesserung der Wertschöpfung.
Auch wenn die praktische Umsetzung von Industrie 4.0 unterschiedliche Ausprägungen haben wird, sind sich Experten doch einig, dass Unternehmen – ähnlich wie bei bisherigen industriellen Revolutionen – schnell vom Markt verdrängt werden, wenn sie die Notwendigkeit des Fortschritts im Sinne der Digitalisierung verkennen und ignorieren.
-> Entscheidend für die Unternehmen wird sein, eine rentable Stellung in den zunehmenden datenbasierten Geschäftsmodellen zu etablieren.
Die neuen bahnbrechenden Geschäftsmodelle entstehen dabei stets durch eine neuartige Verknüpfung digitaler Technologien, die wiederum viele neue bisher unbekannte Geschäftsmöglichkeiten zur Folge hat.
Was machen die Vorreiter der Digitalisierung anders?
Doch was ist das Erfolgsrezept der großen amerikanischen Vorreiter Apple & Co. in der Digitalisierung? Die auffallende Gemeinsamkeit ist, dass sie eine horizontale Denkweise zu Grunde legen, d.h. ihre Geschäftsmodelle aus Sicht des Kunden aufziehen. Dabei kämpfen die Unternehmen nicht mit Produkten um Marktanteile, sondern gleich mit einem neuen umfassenden Konzept. Airbnb, Uber oder Tesla sind dafür ideale Beispiele. Der deutsche Mittelstand ist dagegen noch zu sehr detail- und insbesondere technikverliebt. Während amerikanische Unternehmen oftmals weltweit und über Branchengrenzen hinweg denken sowie agil auf Kundenanforderungen reagieren, liegt der Fokus der Innovationen im deutschen Mittelstand meist stark auf der technischen Ebene. Das Produkt und die Features werden verbessert und perfektioniert. Und hier liegt auch der Grund, wieso Industrie 4.0 noch nicht im deutschen Mittelstand angekommen ist: Die Unternehmen sehen schlicht und einfach keinen Sinn und keinen Mehrwert in der Anpassung der eigenen Prozesse. Aufgrund des Fortschritts ähneln sich gleichzeitig aber die auf dem Markt angebotenen Produkte immer mehr, technische Unterschiede sind kaum noch auszumachen.
Tesla mischt die Automobilindustrie auf
Bestes Beispiel ist hier tatsächlich die Automobilindustrie. Während der überwiegende Teil der deutschen Automobilhersteller scheinbar an wenig fortschrittlichen Details und Optimierungen „schraubt“, mischt Tesla den Markt komplett auf und wandelt das klassische Auto zu einem Service um, der per Software konfigurierbar ist. Auf der einen Seite wird die Zukunft mit langfristigen Konzepten und Strategiefindungsprozessen geplant, bei Tesla dagegen werden massenhaft Autos bestellt, die erst noch produziert und deren technische Softwarefeatures erst noch entwickelt werden müssen.
Fortschrittliche Unternehmen generieren neue Märkte
Der Fokus im deutschen Mittelstand liegt in der technischen Optimierung des Produkts, in der Umsetzung komplexer Schnittstellen, die wirklich fortschrittlichen Unternehmen generieren jedoch ganze neue Märkte. Während die meisten Unternehmen sich fragen „Wie bringe ich das ans Laufen?“ stellen sich innovative Unternehmen die Frage “Welches Geschäft kann ich damit machen?“. Kurz gesagt, Digitalisierung, bzw. Industrie 4.0 wird hierzulande noch viel zu technisch und zu national begrenzt angegangen. Industrie 4.0 verfolgt jedoch einen umfassenderen Ansatz: Geschäftsmodelle sollen optimiert und neu erfunden werden.
-> Dieser Perspektivenwechsel wird von vielen Experten als unumgänglich für den deutschen Mittelstand gesehen, um langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können. Es geht nicht (nur) um die Optimierung von Produkten und Prozessen, sondern von ganzen Geschäftsmodellen. Der stark technische Fokus vieler deutscher Unternehmen muss einem Denken aus Sicht der Gesellschaft und aus Sicht des Unternehmens, des Marktes weichen. Schließlich ist die Gesellschaft – anders als bei den bisherigen industriellen Revolutionen – ein zentraler aktiver Treiber.
Digitalisierung schluckt alte Geschäftsmodelle - Flexibilität im Mittelpunkt
Die Digitalisierung verändert Unternehmen, verändert den Mittelstand und verändert ganze Geschäftsmodelle. Wie die digitale Zukunft tatsächlich aussehen wird, kann momentan noch niemand gänzlich abschätzen. Doch den Unternehmen muss bewusst sein, dass die digitale Transformation unausweichlich ist, es kann nicht mehr von „Wollen“ die Rede sein, sondern von „Müssen“. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihr Geschäftsmodell und damit ihr Unternehmen nicht von der Digitalisierung geschluckt wird. Die zukünftige Realität wird vermutlich nicht schwarz-weiß ausfallen, sondern weit vielschichtiger sein. Vermutlich wird die Wahrheit für jedes Unternehmen und jede Branche anders ausfallen, die digitale Entwicklung wird vielleicht gegensätzlich und asynchron stattfinden, eine alternativlose Entscheidung für den einen oder anderen Weg muss vielleicht gar nicht zwingend erforderlich sein.
-> Entscheidend wird sein, sich mit den technologischen Entwicklungen bewusst auseinanderzusetzen und bei allen unterschiedlichen Prognosen die richtigen Fragen für das eigene Unternehmen zu stellen sowie daraus die folgerichtigen Schlüsse zu ziehen. Aufgrund des rasanten Fortschritts und der damit verbundenen Unsicherheit werden Unternehmen immer mehr zur Flexibilität gezwungen sein.
Warum ERP Systeme die Basis für die Digitalisierung sind
Digitalisierung ohne Technik, bzw. ohne IT ist nicht möglich. Deshalb sollte die IT in jedem Unternehmen mit der Digitalisierung mitgehen und so neue Geschäftsmodelle und Optimierung der Prozesse und Strukturen ermöglichen. In vielen Unternehmen sind ERP Systeme das zentrale Herzstück der IT. Sie steuern übergreifend alle Anwendungen und Prozesse. Die Fertigungsindustrie wird von allen Branchen am meisten von der smarten Vernetzung profitieren: Operative Prozesse werden optimiert, Kosten eingespart und Anlagen besser ausgelastet.
Doch mit der Digitalisierung steigen auch die Anforderungen an das ERP System. Die Geschwindigkeit und Dynamik der digitalen Transformation fordert von der eingesetzten ERP-Lösung ein Höchstmaß an Flexibilität ab. Moderne ERP Systeme sind die Voraussetzung dafür, dass Unternehmen einen Mehrwert aus der digitalen Vernetzung von Produkten und Maschinen gewinnen und so das volle Potenzial der Digitalisierung entfalten können. Statt monolithischer Mega-Suiten werden agile, anpassungsfähige Applikationslandschaften benötigt, in die neue Systeme und Technologien flexibel integriert werden können. Eine komplexe Herausforderung, die über den Erfolg der digitalen Transformation entscheidet.
Bereit für die Digitalisierung mit Abas ERP
Abas ERP begleitet Unternehmen bei der Digitalisierung – als flexible, agile Plattform, die Unternehmen bei Themen wie Big Data, Internet der Dinge oder Internationalisierung unterstützt und dabei den Spagat zwischen "State of the Art" und günstigen Betriebskosten schafft. Flexibel ist Abas ERP auch hinsichtlich der wachsenden Anforderungen an die Skalierung, z.B. im Hinblick auf neue Niederlassungen, Supply Chains oder Partnernetzwerke.
Doch eine neue ERP Software alleine erhöht weder Umsatz und Gewinn, noch macht sie Unternehmen automatisch wettbewerbsfähiger. Schlanke, reibungslose und flexible Prozesse schaffen das hingegen schon – und das ungenutzte Potenzial, das in der Prozessoptimierung steckt, ist gigantisch! Abas BPM ermöglicht die einfache Optimierung von Prozessen: Betriebliche Abläufe werden mit Hilfe eines benutzerfreundlichen Editors am digitalen Zeichenbrett modelliert, ohne das Programmierkenntnisse erforderlich sind. Neue Workflows und Prozesse werden auf Knopfdruck ausgerollt und in die Dashboards der Anwender integriert.
Die Kommunikation zwischen smarten Werkstücken und Maschinen führt zu einem rasanten Anstieg des Datenvolumens und verschiedenste Partner müssen über eine gemeinsame technologische Plattform vernetzt werden. Hier kommt die Cloud als zukunftsfähige Infrastruktur für Industrie 4.0 ins Spiel. Daher bietet Abas die Möglichkeit zwischen traditioneller On-Premise-Lösung, Cloud Computing oder hybrider Lösung zu wählen.